Ein Fund im Archiv der Mongolischen Akademie der Wissenschaften hat die Evolution des Tyrannosaurus rex in einen neuen Fokus gerückt. Jahrzehntelang lagerten Knochenreste unbeachtet in den Schubladen des Instituts für Paläontologie in Ulan Bator, bis ein kanadischer Doktorand sie durch Zufall entdeckte. Die Fossilien erwiesen sich als Überreste einer bis dato unbekannten Dinosaurierart. Diese gilt als direkter Vorfahr des berühmten T. rex.
Ein Schatz im Archiv: Vergessene Knochen werfen neues Licht auf Tyrannosaurier
Die Geschichte beginnt in den frühen 1970er-Jahren, als Forscher im Südosten der Mongolei Knochen ausgruben, die zunächst dem bereits bekannten Raubsaurier Alectrosaurus zugeschrieben wurden. Danach verschwanden die Fossilien im Archiv und gerieten in Vergessenheit. Erst rund 50 Jahre später, bei einem Besuch des kanadischen Paläontologen Jared Voris, rückten sie wieder in den Fokus. Voris wurde stutzig: Die Knochen passten nicht zu Alectrosaurus. Gemeinsam mit einem Forschungsteam unter Leitung von Darla Zelenitsky von der University of Calgary begann die Untersuchung.
Was die Forscher fanden, war eine kleine Sensation: Die Knochen stammten von zwei Individuen einer bisher unbekannten Dinosaurierart. Ihre Merkmale unterschieden sich deutlich von jenen bislang bekannter Gattungen. Die Ergebnisse der Analyse wurden im Fachmagazin Nature veröffentlicht und sorgten für Aufsehen in der Paläontologie.
Vom Drachenprinzen zum König der Dinosaurier
Die neuentdeckte Art erhielt den Namen Khankhuuluu mongoliensis, was auf Deutsch so viel wie „Drachenprinz der Mongolei“ bedeutet. Anders als sein berühmter Nachfahre war der Drachenprinz deutlich kleiner: Er maß rund vier Meter in der Länge und wog nur etwa 750 Kilogramm, in etwa so viel wie ein schweres Reitpferd. Die Forscher vermuten, dass dieser zierlichere Jäger eine zentrale Rolle in der frühen Entwicklungsgeschichte der Tyrannosaurier spielte.
Besonders spannend: Die Studie legt nahe, dass sich Khankhuuluu aus Asien nach Nordamerika ausbreitete, über eine Landbrücke, die einst Sibirien mit Alaska verband. Dieser Wanderungsweg könnte maßgeblich dazu beigetragen haben, dass sich die Tyrannosaurier später in Nordamerika entwickelten und dort ihren evolutionären Höhepunkt im Tyrannosaurus rex fanden, dem unbestrittenen König der späten Kreidezeit.
Mit der Entdeckung des „Drachenprinzen“ gewinnt die Forschung neue Erkenntnisse über die Ursprünge der berühmtesten Raubsaurier der Welt. Die bisher unklare und fragmentarische Stammesgeschichte der Tyrannosaurier erhält durch diesen Fund neue Konturen, und ein Kapitel, das sich überraschend lange im Archiv der Geschichte versteckt hielt.