Gefieder statt Schuppen: Warum die Dinosaurier im neuen Tomb-Raider-Remake anders aussehen

Als Tomb Raider 1996 erschien, wirkten die prähistorischen Gegner wie aus der Zeit gefallen: kantige Polygon-Echsen, mehr Fantasie als Forschung. Auch spätere Neuauflagen verfeinerten vor allem die Technik – nicht jedoch das wissenschaftliche Bild. Das kommende Remake Tomb Raider: Legacy of Atlantis schlägt nun einen anderen Weg ein. Die Dinosaurier tragen Federn. Und das ist weniger gewagt, als es auf den ersten Blick scheint.

Wenn Spiele der Forschung folgen

Der Wandel ist kein reiner Grafiktrick. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat die Paläontologie ihr Verständnis von Theropoden grundlegend erweitert. Besonders prägend war ein Fund aus dem Jahr 2007: Am Unterarmknochen von Velociraptor mongoliensis entdeckten Forschende deutliche Ansatzstellen für Federn. Strukturen, wie man sie heute ausschließlich bei Vögeln kennt. Die Schlussfolgerung: Velociraptoren waren gefiedert. Vermutlich nutzten sie das Federkleid zur Isolation, Tarnung oder bei der Partnerwahl.

Dieses Wissen verändert Darstellungen, auch in Spielen. Im Ankündigungsmaterial des neuen Remakes sind sowohl Velociraptoren als auch der Tyrannosaurus rex zumindest teilweise mit Federn versehen. Ein bewusster Bruch mit dem Bild, das Popkultur jahrzehntelang geprägt hat.

Abschied vom „Jurassic-Park“-Dinosaurier

Unser kollektives Dino-Bild ist stark von Jurassic Park beeinflusst: groß, schuppig, reptilienhaft. Dieses ikonische Design war für seine Zeit revolutionär, entspricht aber nicht mehr dem aktuellen Forschungsstand. Dass nun selbst ein T-Rex im Spiel Federschmuck trägt, ist allerdings vorsichtig zu bewerten. Während es für kleinere Theropoden klare Belege gibt, ist die Datenlage beim Tyrannosaurus weniger eindeutig. Möglich ist ein partielles Federkleid – gesichert ist es nicht.

Technik hilft, Wissenschaft entscheidet

Natürlich profitieren moderne Spiele von enormem grafischem Fortschritt. Detailreiche Texturen, realistische Beleuchtung und aufwendige Animationen machen glaubwürdige Kreaturen überhaupt erst möglich. Doch ohne die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse würden die Entwickler Dinosaurier vermutlich weiterhin als nackte Schuppenräuber inszenieren.

Dass sich das geändert hat, zeigt auch, wie eng Unterhaltung und Forschung heute miteinander verflochten sind. Spiele reagieren schneller auf neue Studien – und tragen ihrerseits dazu bei, veraltete Vorstellungen zu korrigieren.

Ungewohnt, aber plausibel

Gefiederte Dinosaurier wirken für viele noch immer fremd. Doch betrachtet man, dass heutige Vögel direkte Nachfahren gefiederter Theropoden sind, erscheint der Anblick plötzlich logisch. Der Spatz auf dem Balkon und das Huhn im Stall sind, evolutionsbiologisch betrachtet, die letzten lebenden Dinosaurier.

Vielleicht erklärt das sogar, warum virtuelle Hühner in Videospielen oft überraschend aggressiv sind. Ein bisschen Urzeit steckt eben noch immer in ihnen.

Sladjan Lazic

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