Paläontologie: Wie Flechten den Weg zu Dinosaurierfossilien weisen

In den kargen Weiten der kanadischen Badlands, dort, wo die Sonne das Gestein in leuchtende Farben taucht, könnten unscheinbare Organismen bald zu wertvollen Helfern der Paläontologie werden: Flechten. Forschende haben entdeckt, dass diese farbenfrohen Lebensgemeinschaften fossile Knochen gezielt besiedeln und so als natürliche Wegweiser dienen könnten.

Die Provinz Alberta im Westen Kanadas gilt seit Langem als Schatzkammer der Urzeit. Schon 1884 machte der Geologe Joseph Burr Tyrrell hier eine sensationelle Entdeckung: Im Red-Deer-River-Tal stieß er auf den Schädel eines fleischfressenden Dinosauriers, später als Albertosaurus sarcophagus bekannt. Nur wenige Jahre danach folgte ein zweiter Fund durch Thomas C. Weston, ebenfalls vom Geological Survey of Canada. Was einst als Kohleerkundung begann, mündete in einem der bedeutendsten Kapitel der Paläontologie.

Die Badlands von Alberta, heute Heimat des UNESCO-Welterbes Dinosaur Provincial Park, sind ein Fenster in die Kreidezeit. Vor rund 70 Millionen Jahren war die Region von sumpfigen Wäldern und Flusslandschaften bedeckt, in denen Dinosaurier in großer Zahl lebten. Ihre Überreste, vom Sediment bedeckt und über Jahrmillionen versteinert, gehören heute zu den spektakulärsten Fossilien der Welt.

Doch trotz moderner Technik bleibt die Suche nach neuen Funden oft mühsam. Noch immer wandern Paläontologinnen und Paläontologen mit geschultem Blick durch die Schluchten und prüfen, ob ein hervorstehender Stein ein Fossil sein könnte. Eine altmodische, aber effektive Methode hilft dabei: der sogenannte Lecktest. Da Knochen poröser sind als Gestein, kleben sie an der Zunge – ein einfaches, aber bewährtes Hilfsmittel im Feld.

Jetzt kommt eine neuartige, aber zugleich ganz natürliche Hilfe hinzu: leuchtend orangefarbene Flechten. Ein Team um Brian Pickles von der University of Reading berichtet in der Fachzeitschrift Current Biology, dass Flechten der Arten Rusavskia elegans und Xanthomendoza trachyphylla in den Badlands bevorzugt fossile Knochen besiedeln. Bis zu 50 Prozent der Knochenoberfläche seien von ihnen überzogen, während das umliegende Gestein kaum bewachsen ist.


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Für Fachleute vor Ort ist dieses Phänomen kein Neuland. „Stößt man auf ein Knochenlager, sieht man häufig erst die orangefarbenen Flechten und nicht die Knochen selbst“, erklärt Caleb Brown vom Royal Tyrrell Museum of Palaeontology. Jetzt ist wissenschaftlich bestätigt, was viele Forschende seit Jahren beobachten.

Doch warum wachsen Flechten so gern auf uralten Knochen? Die Antwort liegt in der Chemie der Fossilien. Ihre kalkhaltige, leicht alkalische Zusammensetzung bietet ideale Bedingungen für die symbiotischen Organismen, die aus Pilzen und Algen bestehen. Auch die poröse Oberfläche der Fossilien scheint für sie besonders attraktiv zu sein, da sie dort Halt finden und Nährstoffe aufnehmen können.

Was zunächst wie eine kuriose Beobachtung klingt, könnte die Fossiliensuche revolutionieren. Denn die orangefarbenen Flechten reflektieren das Sonnenlicht in einem klar erkennbaren Spektrum, und das lässt sich aus der Luft identifizieren. Mit Drohnen erfasste Farbdaten ermöglichten es dem Forschungsteam, potenzielle Fundstellen aus bis zu 30 Metern Höhe zu erkennen. Während blanke Knochen kaum vom Gestein zu unterscheiden sind, leuchten die Flechten in auffälligen Mustern.

So könnte künftig die Kombination aus Biologie und Technologie neue Horizonte eröffnen. Drohnen, die mit Kameras und Spektralsensoren ausgestattet sind, könnten große Flächen in kurzer Zeit absuchen, insbesondere in schwer zugänglichem Terrain. Ein Ansatz, der bereits bei Expeditionen in der Mongolei und der Mojave-Wüste erprobt wurde, um dort anhand von Satelliten- und Drohnendaten vielversprechende Formationen zu identifizieren.

Allerdings eignet sich die Methode nicht überall. Nur in Regionen, in denen diese Flechtenarten vorkommen und wo die Fossilien lange genug freiliegen, können sie ihre charakteristische Signatur hinterlassen. Doch in Albertas Badlands könnte die Zukunft der Fossiliensuche tatsächlich in einem simplen, aber faszinierenden Prinzip liegen:

Neues Leben verrät altes Leben.

Sladjan Lazic

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