Mehr als 20.000 Seeigel für die Wissenschaft

Arzt schenkt einzigartige Sammlung der Universität Bonn.

Über Jahrzehnte hinweg hat Dr. Hans-Volker Thiel eine Leidenschaft verfolgt, die weit über das hinausgeht, was man gemeinhin als Hobby bezeichnen würde. In mehr als fünfzig Jahren sammelte der Düsseldorfer Orthopäde Seeigel aus nahezu allen Teilen der Welt, Stachelhäuter in unzähligen Formen, Größen und Farben. Nun hat der 86-Jährige entschieden, seine außergewöhnliche Sammlung vollständig der Universität Bonn zu überlassen. Mehr als 20.000 Exemplare wechseln damit in den Besitz der Wissenschaft.

Seeigel sind vielen Menschen vor allem aus schmerzhafter Nähe bekannt: Wer im Meer barfuß auf einen der stacheligen Bewohner tritt, vergisst diese Begegnung so schnell nicht. Doch jenseits dieser Erfahrung offenbaren die Tiere eine beeindruckende Vielfalt und Ästhetik. Genau diese Vielfalt soll künftig in Bonn erforscht, dokumentiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Ein Leben für die Stachelhäuter

Noch lagern große Teile der Sammlung in mehreren Räumen von Thiels Wohnhaus in Düsseldorf. Erste Kisten sind jedoch bereits in der Paläontologie der Universität Bonn angekommen. Sobald dort zusätzlicher Platz geschaffen ist, sollen weitere Exemplare folgen. Die Entscheidung, seine Sammlung ausgerechnet der Bonner Universität zu vermachen, traf Thiel bewusst. Nach seinem Eintritt in den Ruhestand hatte er sich dort als „Seniorstudent“ eingeschrieben und Geologie sowie Paläontologie studiert.

„In den vergangenen Jahren habe ich intensiv mit den Paläontologen um Professor Jes Rust zusammengearbeitet“, erklärt Thiel. Aus dieser Zusammenarbeit gingen mehrere wissenschaftliche Publikationen hervor. Für ihn sei es daher nur konsequent gewesen, die Sammlung kostenlos der Universität zu überlassen. „So bleibt sie dauerhaft für Forschung und Lehre erhalten.“

Wertvolles Geschenk für Forschung und Lehre

Die Bedeutung der Sammlung ist in Bonn längst bekannt. Bereits 2019 sorgten rund 500 Exemplare aus Thiels Besitz in der Ausstellung „Seeigel – Stachelige Schönheiten“ im Goldfuß-Museum für großes Interesse.

Inzwischen ist der Schenkungsvertrag unterzeichnet. Die organisatorische Verantwortung für den Umzug der Sammlung übernimmt Luis Pauly, Mitautor eines aktuellen Bildbands über Seeigel. Darüber hinaus wird Pauly im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts anhand der Sammlung die frühe Evolution der Seeigel untersuchen.

Ästhetik und Evolution im Fokus

Die vollständige wissenschaftliche Erfassung der mehr als 20.000 Exemplare wird voraussichtlich Jahre in Anspruch nehmen. Erste Einblicke in die außergewöhnliche Schönheit der Tiere sind jedoch bereits möglich. Der kürzlich erschienene Bildband „Seeigel – stachelige Schönheiten“ zeigt eindrucksvolle Fotografien von Georg Oleschinski und basiert maßgeblich auf der Sammlung von Hans-Volker Thiel.

Mit der Schenkung erhält die Universität Bonn nicht nur ein einzigartiges Konvolut für Forschung und Lehre, sondern auch einen Schatz, der die faszinierende Vielfalt des Lebens im Meer dokumentiert, gesammelt mit Geduld, wissenschaftlicher Neugier und lebenslanger Begeisterung.

Sladjan Lazic

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