Ein Gigant auf Wanderschaft: Neue Erkenntnisse über die Herkunft des Tyrannosaurus rex

Er ist der große Star unter den Dinosauriern: Tyrannosaurus rex, Ikone der Urzeit und Liebling von Popkultur und Paläontologie zugleich. Kaum ein anderer Saurier wurde so oft dargestellt, untersucht und diskutiert. Doch obwohl sein gewaltiges Gebiss, seine winzigen Arme und seine imposante Größe gut dokumentiert sind, gibt es über seine Herkunft bis heute offene Fragen.

Neue Forschungsergebnisse

Lange galt Nordamerika als Ursprungsort des T. rex – dort wurden zahlreiche Fossilien gefunden, insbesondere in den US-Bundesstaaten Montana und South Dakota sowie in der kanadischen Provinz Alberta. Diese Regionen gehörten einst zum urzeitlichen Kontinent Laramidia, der sich in der späten Kreidezeit über weite Teile Nordamerikas erstreckte. Auch die enorme Körpergröße des T. rex – bis zu zwölf Meter lang und vier Meter hoch – schien zu dieser geologischen Landschaft zu passen.

Doch neue Forschungsergebnisse rücken Asien als Ursprungsregion in den Fokus. Eine Studie des University College London kommt zu dem Schluss, dass die direkten Vorfahren des T. rex aus Asien stammten – und über eine Landbrücke nach Nordamerika gelangten.

Das Team um Paläontologe Cassius Morrison analysierte fossile Funde, Stammbäume verschiedener Tyrannosaurier-Arten sowie klimatische Entwicklungen vergangener Erdzeitalter. Das Ergebnis: Eine Migration über die Beringstraße vor rund 72 Millionen Jahren ist wahrscheinlich. Der König der Dinosaurier entwickelte sich erst in Nordamerika, aber seine evolutionären Wurzeln liegen demnach im heutigen Asien.

„Unsere Modellierungen zeigen, dass die Vorfahren des T. rex vermutlich aus Sibirien über Alaska nach Nordamerika einwanderten“, so Morrison. Unterstützt wird diese These durch genetische Verwandtschaften mit asiatischen Arten wie Tarbosaurus, während nordamerikanische Tyrannosaurier wie Daspletosaurus weiter entfernt verwandt sind.

Neben der Herkunft beleuchtet die Studie auch die rasante Größenzunahme der Gattung. Verantwortlich dafür war offenbar das sogenannte Kreidezeitliche Thermale Maximum – eine Phase intensiver Klimaerwärmung vor rund 92 Millionen Jahren. Vulkanausbrüche und tektonische Aktivitäten trieben den CO₂-Gehalt der Atmosphäre in die Höhe, tropische Meere erreichten Temperaturen von bis zu 35 Grad. Unter diesen Bedingungen wuchsen viele Dinosaurierarten innerhalb kurzer Zeit zu gigantischen Dimensionen heran.

Als das Klima sich wieder abkühlte, veränderten sich auch die ökologischen Nischen. Große Fleischfresser wie die Carcharodontosauriden verschwanden – und machten Platz für die aufstrebenden Tyrannosauriden, darunter auch der T. rex.

„Er verkörpert das Bild des amerikanischen Dinosauriers. Stark, furchterregend, dominant“, sagt Co-Autor Steve Brusatte von der Universität Edinburgh. „Aber in Wirklichkeit war er ein Migrant – ein Einwanderer aus Asien.“

Die Studie liefert damit nicht nur neue Einblicke in die Evolution des berühmtesten Raubsauriers der Welt – sie zeigt auch, wie sehr sich die Erdgeschichte durch globale Dynamiken, Wanderungsbewegungen und klimatische Umbrüche formte.

Sladjan Lazic

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