Clownfische trotzen der Meereserwärmung mit einem erstaunlichen Trick

Von der Natur inspiriert: Wie sich Clownfische an Hitzewellen anpassen

Die Meere werden wärmer und mit ihnen verändert sich das Leben unter Wasser dramatisch. Doch Clownfische reagieren auf extreme Temperaturen, indem sie einfach schrumpfen. Ein erstaunlicher Überlebensmechanismus, den nun ein internationales Forschungsteam genauer untersucht hat.

In einer aufwendigen Langzeitstudie, veröffentlicht im Fachjournal Science Advances, beobachteten Wissenschaftler 67 Paare der Echten Clownfische (Amphiprion percula) im Korallenriff der Kimbe Bay in Papua-Neuguinea. Der Fokus lag dabei auf den Auswirkungen einer Hitzewelle, bei der die Wassertemperatur im Untersuchungszeitraum, von Februar bis August 2023, etwa vier Grad über dem langjährigen Durchschnitt lag.

Das Ergebnis überraschte: Mehr als 70 Prozent der beobachteten Fische verkleinerten sich im Laufe der fünf Monate, teilweise mehrfach. Die Tiere schrumpften um einige Millimeter, ein Detail, das auf den ersten Blick unscheinbar wirken mag, biologisch aber von enormer Bedeutung ist. Denn mit sinkender Körpergröße verbessern sich ihre Chancen, die Hitze zu überleben, teils um bis zu 78 Prozent im Vergleich zu Artgenossen, die ihre Größe beibehielten.

Paartherapie auf Fischart

Der Clou dabei: Die Clownfische schrumpfen nicht allein, sondern im Gleichklang mit ihrem Partner. Innerhalb eines Fischpaares, bestehend aus einem dominanten Weibchen und einem kleineren Männchen, veränderten sich die Körpergrößen synchron. Das Gleichgewicht innerhalb der sozialen Hierarchie blieb somit erhalten. Das wiederum ist entscheidend, denn bei Clownfischen basiert das Zusammenleben stark auf klaren Rangordnungen. Wird das Größenverhältnis gestört, kann es zu aggressivem Verhalten, Vertreibung oder gar tödlichen Auseinandersetzungen kommen.

„Wenn Du schrumpfst, dann schrumpfe ich auch“, so formulieren die Forscher:innen das beobachtete Phänomen. Ein Verhalten, das nicht nur Konflikte vermeidet, sondern offenbar lebensrettend wirkt.

Anpassung mit System

Der Anpassungsmechanismus ist dabei mehrschichtig. In wärmerem Wasser steigt die Stoffwechselrate, während gleichzeitig weniger Sauerstoff verfügbar ist. Größere Fische tun sich dann schwerer, ausreichend Sauerstoff über die Kiemen aufzunehmen. Ein kleinerer Körper benötigt entsprechend weniger Sauerstoff und ist damit im Vorteil. Auch ein möglicher Rückgang an Nahrungsverfügbarkeit unter Hitzestress könnte eine Rolle spielen.

Es ist zwar noch nicht vollständig geklärt, wie genau das Schrumpfen physiologisch abläuft, etwa ob es sich um einen aktiven Rückbau von Gewebe handelt oder um eine Art Wachstumsrücknahme, doch der Zusammenhang ist klar: Kleinere Clownfische leben länger, wenn das Meer zur Hitzefalle wird.

Wachstum mit Rückfahrkarte

Die Forscher beobachteten auch, dass sich die Tiere bei verbesserter Umweltlage wieder synchron vergrößern. Die Anpassung scheint also reversibel zu sein, ein erstaunlicher Beleg für die Flexibilität mariner Lebewesen angesichts sich verändernder Klimabedingungen.

Diese Erkenntnisse könnten auch für den Naturschutz bedeutsam sein. Denn sie zeigen, dass selbst empfindliche Arten wie Clownfische über bemerkenswerte Anpassungsstrategien verfügen. Gleichzeitig macht die Studie deutlich, wie stark Meeresorganismen unter der globalen Erwärmung leiden und dass nicht jede Spezies über solch raffinierte Mechanismen verfügt.

Fazit: Der Trick mit dem Schrumpfen ist mehr als eine kuriose Anekdote, er ist ein Beispiel für die stille Intelligenz der Evolution im Kampf gegen den Klimawandel.

Sladjan Lazic

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