Abenteuer Vergangenheit: Wie Du Paläontologie studierst und was Dich dabei erwartet

Die Paläontologie ist weit mehr als das Ausgraben versteinerten Knochens, sie ist eine Zeitreise in die tiefste Vergangenheit unseres Planeten. Wenn Du Dich schon immer für Dinosaurier, Fossilien, ausgestorbene Lebewesen oder die Evolution des Lebens interessiert hast, dann könnte ein Paläontologie-Studium genau das Richtige für Dich sein. Aber wie sieht so ein Studium überhaupt aus? Welche Voraussetzungen solltest Du mitbringen? Und wie gestaltet sich der spätere Berufsweg? In diesem Blogartikel nehme ich Dich mit auf eine Reise durch das Studium der Paläontologie, von den ersten Überlegungen bis hin zu beruflichen Möglichkeiten.

Was ist Paläontologie eigentlich?

Paläontologie ist die Wissenschaft von den fossilen Lebensformen vergangener Erdzeitalter. Es geht darum, anhand von Überresten wie Knochen, Schalen, Spuren oder sogar DNA das Leben der Vergangenheit zu rekonstruieren. Dabei überschneidet sich die Paläontologie mit verschiedenen anderen Disziplinen, von Biologie und Geologie über Chemie bis hin zur Physik und Informatik.

Du beschäftigst Dich im Studium also nicht nur mit Dinosauriern, sondern auch mit winzigen Mikrofossilien, ausgestorbenen Pflanzenarten oder den Umweltbedingungen der Urzeit. Die große Frage lautet immer: Wie hat sich das Leben auf der Erde entwickelt, und warum?

Voraussetzungen für das Paläontologie-Studium

Wenn Du Paläontologie studieren möchtest, solltest Du einige wichtige Interessen und Fähigkeiten mitbringen:

  • Neugierde für die Vergangenheit: Du solltest ein echtes Interesse an Erdgeschichte, Fossilien und Evolutionstheorie haben.
  • Naturwissenschaftliches Verständnis: Ein sicherer Umgang mit Biologie, Chemie, Physik und Mathematik ist hilfreich, spätestens wenn es um geologische Datierungen, Isotopenanalysen oder bioinformatische Auswertungen geht.
  • Geduld und Präzision: Die Arbeit mit Fossilien erfordert Fingerspitzengefühl. Eine gute Beobachtungsgabe und Ausdauer sind im Gelände wie im Labor gefragt.
  • Gute Englischkenntnisse: Viele Fachtexte und Forschungsarbeiten sind auf Englisch verfasst, Du solltest sie problemlos lesen und verstehen können.

Ein spezieller Numerus Clausus (NC) ist für Paläontologie an den meisten Universitäten übrigens nicht erforderlich. Häufig erfolgt das Studium über Geowissenschaften oder Biologie mit Schwerpunkt Paläontologie.

Studienverlauf: So ist das Paläontologie-Studium aufgebaut

In Deutschland gibt es kaum reine Paläontologie-Studiengänge auf Bachelor-Ebene. Meistens beginnst Du mit einem Grundstudium in Geowissenschaften, Biologie oder Geobiologie, bevor Du Dich im Master auf Paläontologie spezialisierst. Zu den Universitäten mit entsprechenden Angeboten gehören etwa die Universitäten Bonn, Tübingen, München, Erlangen-Nürnberg oder Greifswald.

Bachelor-Studium

In den ersten Semestern lernst Du die Grundlagen:

  • Geologie (Gesteinskunde, Stratigraphie)
  • Biologie (Zoologie, Botanik, Genetik)
  • Chemie und Physik
  • Mathematik und Statistik
  • Erste Einführung in die Paläontologie

Du wirst viel Zeit im Hörsaal verbringen, aber auch auf Exkursionen erste Gesteinsschichten und Fossilien kennenlernen. In praktischen Übungen lernst Du mikroskopieren, präparieren und bestimmen.

Master-Studium

Im Master kannst Du Dich gezielt auf Paläontologie konzentrieren. Jetzt wird es richtig spannend: Du analysierst Fossilien, interpretierst Ökosysteme vergangener Erdzeitalter, rekonstruierst Lebensräume und arbeitest mit modernen Techniken wie CT-Scans, isotopengeochemischen Methoden oder 3D-Scans von Fossilien.

Oft sind Auslandssemester und Forschungsprojekte Teil des Studiums, etwa bei Grabungen in Frankreich, Marokko oder sogar der Mongolei. Du wirst selbst forschen, wissenschaftliche Arbeiten schreiben und möglicherweise schon Deine erste eigene Publikation vorbereiten.

Feldarbeit, Labor und Computer: Dein Arbeitsalltag

Paläontologie ist vielseitig. Du wirst nicht nur Fossilien ausgraben, auch wenn das natürlich einer der spannendsten Aspekte ist. Genauso wichtig ist die Arbeit im Labor, wo Proben analysiert, Fossilien präpariert und Daten erhoben werden. Zudem wirst Du lernen, computergestützte Methoden einzusetzen, z. B. bei der 3D-Rekonstruktion von Skeletten oder der Analyse von Biodiversitätsverläufen über Millionen Jahre hinweg.

Exkursionen und Grabungseinsätze gehören fest zum Studienalltag. Dabei wirst Du mit Hammer, Meißel und Pinsel arbeiten, oft unter freiem Himmel, bei Wind und Wetter. Nicht selten wirst Du auch mit ganz simplen Dingen zu kämpfen haben: Matschige Schuhe, Sonnenbrand oder lange Stunden auf den Knien. Aber genau das macht auch den Reiz aus.

Berufsperspektiven: Was kannst Du mit Paläontologie machen?

Die große Frage lautet natürlich: Was kann ich beruflich mit einem Paläontologie-Abschluss anfangen? Tatsächlich ist der Weg in die Forschung einer der häufigsten, aber längst nicht der einzige:

  • Universitäten und Forschungsinstitute: Mit einem Master und meist auch einer Promotion kannst Du in der akademischen Forschung arbeiten, etwa zur Evolution von Säugetieren oder dem Klimawandel im Erdmittelalter.
  • Museen und Ausstellungen: Hier arbeitest Du an der wissenschaftlichen Aufarbeitung von Fossilien, gestaltest Ausstellungen oder vermittelst Wissen in Führungen und Vorträgen.
  • Denkmalpflege und geowissenschaftliche Gutachterbüros: Bei Bauprojekten werden regelmäßig geologische Untersuchungen fällig. Deine Expertise ist gefragt, wenn Fossilfunde gesichert und dokumentiert werden müssen.
  • Wissenschaftsjournalismus und Bildung: Wer gut schreiben kann, findet auch im Wissenschaftsjournalismus oder in der Öffentlichkeitsarbeit von Naturkundemuseen und Instituten ein Zuhause.
  • Energie- und Rohstoffindustrie: Einige Paläontolog:innen arbeiten auch in der Industrie, z. B. in der stratigrafischen Analyse von Bohrkernen bei der Erdöl- und Erdgasförderung.

Zugegeben, der Arbeitsmarkt ist nicht riesig, und die Konkurrenz in der Forschung ist hoch. Aber mit Leidenschaft, fachlicher Tiefe und etwas Flexibilität kannst Du Dir ein spannendes Berufsfeld erschließen.

Fazit: Für wen lohnt sich das Paläontologie-Studium?

Ein Paläontologie-Studium ist nichts für Karrieristen, die schnell Geld verdienen wollen. Es ist ein Studiengang für Entdecker, für geduldige Tüftler und für alle, die sich fragen, wie das Leben auf unserem Planeten einst aussah. Wenn Du bereit bist, auch mal kalte Finger bei einer Grabung in Kauf zu nehmen, nächtelang Mikrofossilien zu zählen oder Dich durch komplexe wissenschaftliche Artikel zu wühlen, dann wirst Du im Studium der Paläontologie genau das finden, wonach Du suchst: Die Faszination einer vergessenen Welt.

Und wer weiß, vielleicht bist Du der oder die Nächste, die mit einer Entdeckung das Wissen über das Leben auf der Erde revolutioniert. Die Vergangenheit wartet darauf, von Dir entdeckt zu werden.

Sladjan Lazic

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