Im Thüringer Wald wird erneut in die Tiefen der Erdgeschichte vorgestoßen: Am Bromacker bei Tambach-Dietharz läuft derzeit eine internationale Sommergrabung, bei der rund 50 Wissenschaftler nach fossilen Überresten aus der Permzeit suchen. Die Fossilienlagerstätte gilt europaweit als bedeutendste Fundstelle für Ursaurier – und auch weltweit gehört sie zu den wichtigsten ihrer Art.
Bis zum 20. Juni durchforstet das Grabungsteam die 290 Millionen Jahre alten Gesteinsschichten nach Zeugnissen des frühen Lebens an Land. Die Experten stammen aus verschiedenen Disziplinen wie Paläontologie, Geologie und wissenschaftlicher Präparation – und auch aus unterschiedlichen Ländern, darunter Frankreich, Italien, Bulgarien und die USA. Koordiniert wird das Projekt von der Friedenstein Stiftung Gotha.
Seit Beginn der intensiven Grabungen im Jahr 2020 konnten mehr als 1.500 Fossilien geborgen werden. Sie stammen aus einer Zeit lange vor den Dinosauriern, als erste Landwirbeltiere begannen, sich an das Leben fernab vom Wasser anzupassen. Die Funde eröffnen wichtige Einblicke in die Evolution von Amphibien, Insekten und Pflanzen – und damit in ein urzeitliches Ökosystem, das einst den Thüringer Wald prägte.
Der Bund hatte die wissenschaftliche Arbeit mit rund sechs Millionen Euro über fünf Jahre hinweg gefördert. Dieses Förderprojekt läuft nun aus, doch das Land Thüringen hat bereits reagiert und für die Fortsetzung ab diesem Sommer eine Unterstützung von 500.000 Euro zugesagt.
Der Bromacker im Kreis Gotha ist damit nicht nur ein Hotspot für Wissenschaftler, sondern auch ein Ort der öffentlichen Bildung. Auch in diesem Jahr haben interessierte Besucher wieder die Möglichkeit, das Grabungsteam vor Ort zu begleiten. Führungen in Deutsch und Englisch bieten spannende Einblicke in die Arbeit der Paläontologen – und in eine Welt, die vor fast 300 Millionen Jahren existierte.