Paläontologie: Gigantischer Nashorn war einer der größten Säugern der Geschichte

Ein Forscherteam unter der Leitung von Tao Deng von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking hat in einer Studie, veröffentlicht in Communications Biology, einen bisher unbekannten Vertreter der Riesennashörner beschrieben, der im nordwestlichen China entdeckt wurde. Im Vergleich zu den Nashörnern der Gattung Paraceratherium erscheinen selbst die heutigen Breitmaulnashörner wie Spielzeug: Diese Giganten wogen bis zu 20 Tonnen – das Sechsfache ihrer noch lebenden Verwandten – und erreichten eine Schulterhöhe von rund fünf Metern, während Breitmaulnashörner nicht einmal zwei Meter hoch werden. Diese Entdeckung liefert neue Erkenntnisse über die Evolution und Biogeografie dieser Megafauna, die vor 34 bis 22 Millionen Jahren hauptsächlich in Asien existierte.

Tethys war ein unüberwindbares Hindernis

Die Funde anderer Tierfossilien in der Umgebung legen nahe, dass die Riesennashörner in einer Art Waldsteppe lebten, die damals in der Region weit verbreitet war. Die enge Verwandtschaft zu Riesennashörnern, die weiter südlich lebten, wirft jedoch Fragen darüber auf, wie sich diese Tiere möglicherweise ausgebreitet haben. Ein Ausläufer des Tethysmeers trennte beispielsweise die nördlichen Vertreter der Riesennashörner, die in Zentral- und Ostasien oft in Fossilienlagern gefunden wurden, von den südwestlichen Arten in Süd- und Westasien.

Das im Linxia-Becken in der chinesischen Provinz Gansu gefundene Fossil von Paraceratherium linxiaense zeigt laut Tao Deng und Kollegen eine enge Verwandtschaft mit Paraceratherium bugtiense, anhand dessen die Riesennashörner erstmals beschrieben wurden. Der vollständig erhaltene Schädel von P. linxiaense liefert den Hinweis, dass dieser Vertreter größer und schwerer war. Trotzdem hatte die Spezies einen vergleichsweise schmalen Schädel mit einem kurzen Nasenrüssel auf einem langen Hals. Außerdem wiesen die Tiere eine tiefere Nasenhöhle auf als ihre Verwandten.

Es wird vermutet, dass die Tiere entlang der Meeresufer wanderten, da die Tethys ein unüberwindbares Hindernis darstellte. Eine andere Möglichkeit ist, dass der Weg durch die Mitte noch offen war, da der Himalaja und das tibetanische Hochplateau erst später in größere Höhen aufstiegen. Dafür sprechen beispielsweise Fossilien einiger Tier- und Pflanzenarten aus der fraglichen Zeit im Oligozän, die tropisches Klima benötigten. Große Teile der Region waren damals also weniger als 2000 Meter hoch und erlaubten sogar die Passage solcher wahrhaftiger Riesen.

Sladjan Lazic

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