In den Wasserlandschaften des Amazonas leben einige der größten heute existierenden Vertreter ihrer Verwandtschaft, nämlich die Anakonda und die Südamerikanische Flussschildkröte (Podocnemis expansa). Amazonien beheimatet nach wie vor riesige Reptilien. Ein Gigant, der jedoch vor einigen tausend Jahren ausstarb, wie fossile Überreste zeigen. Neue Erkenntnisse von Forschern der Universität Tübingen um Gabriel Ferreira vom Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment deuten jedoch darauf hin, dass die Region vor einigen Jahrtausenden noch weitere Giganten beherbergte.
Besiedelung von Amazonien vor 12000 Jahren
Eine neu beschriebene Art, Peltocephalus maturin, lebte bis ins späte Pleistozän und zählt mit einer geschätzten Panzerlänge von bis zu 180 Zentimetern zu den größten bekannten Süßwasserschildkröten. Damit übertrifft sie die heute noch lebende Asiatische Schmalköpfige Weichschildkröte (Chitra chitra) mit 140 Zentimetern Panzerlänge und die Südamerikanische Flussschildkröte mit 110 Zentimetern Länge. Selbst viele andere ausgestorbene Arten des Süßwassers waren selten länger als 150 Zentimeter. Ähnlich große oder sogar größere Exemplare kennt man schon aus dem Miozän vor 23 bis 5 Millionen Jahren: Carbonemys cofrinii wurde in einer nordkolumbianischen Kohlemine gefunden. Dieser erreichte ähnliche Dimensionen wie der brasilianische Vertreter aus dem Pleistozän.
Die Ursachen für das Aussterben dieser Riesen sind den Forschern unbekannt. Heutige Süßwasserschildkröten des Amazonas werden jedoch gejagt und ihre Eier gesammelt, was einige Arten gefährdet. Da Menschen bereits vor mehr als 12.000 Jahren Amazonien besiedelten, könnten sie die Wasserschildkröten und ihre Eier als lukrative Proteinquelle genutzt und möglicherweise ausgerottet haben – ein Schicksal, das zur gleichen Zeit viele andere Vertreter der südamerikanischen Megafauna ereilte. Das gefundene Exemplar von Peltocephalus maturin lebte jedoch vor 9000 bis 40.000 Jahren. Goldgräber entdeckten den großen Unterkiefer dieses Tieres in einem Steinbruch im brasilianischen Porto Velho. Anhand bestimmter Merkmale dieses Knochens vermuten Ferreira und seine Kollegen, dass sich die Schildkröte omnivor ernährte und eng mit der heutigen Dickkopf-Amazonas-Schildkröte (Peltocephalus dumerilianus) verwandt ist, die jedoch bedeutend kleiner bleibt.
- JETZT mitmachen und exklusive Rabatte auf tolle Triops-Sets erhalten! 🚀 - 29. Oktober 2024
- Paläontologie: Ur-Panda im Allgäu entdeckt - 2. Oktober 2024
- Paläontologie: Bislang unbekannte Dinosaurierart bei Madrid entdeckt - 9. September 2024