Paläontologie: Urwurm war der Schrecken der Meere - Triops Galaxy

Paläontologie: Urwurm Timorebestia koprii war der Schrecken der Meere

Im Norden Grönlands liegt Peary Island. Es ist eine Halbinsel, auf der im Jahr 1984 Forscher eine bedeutende Fossillagerstätte entdeckt und ihr den Namen Sirius-Passet-Faunengemeinschaft gegeben haben. Seit dieser Entdeckung wurden an diesem Ort mehrere tausend Fossilien festgestellt, die größtenteils aus Weichtieren des Kambriums stammen. Das Kambrium, ein Zeitalter, das vor rund 540 Millionen Jahren begann, zeichnet sich durch eine plötzliche und explosionsartige Zunahme der Lebensformen auf unserem Planeten aus. Basierend auf fossilen Funden in Nordgrönland haben Forscher:innen eine neue Gattung beschrieben. Es handelt sich um die 30 Zentimeter langen, fleischfressenden Urwürmer. Diese waren möglicherweise die ersten Raubtiere der Erdgeschichte.

Ähnliche Bedeutung wie Haie und Robben

Der Gattungsname dieser Urwürmer, Timorbestia, bedeutet im Lateinischen „schreckliche Bestie“. Es wird angenommen, dass diese Urwürmer, mit einer Körperlänge von bis zu 30 Zentimetern, zu den größten schwimmenden Tieren des frühen Kambriums gehörten und anderen Meeresbewohnern möglicherweise das Fürchten lehrten. Sie zeichneten sich durch ausgeprägte Köpfe mit langen Fühlern, massive Kieferstrukturen in ihren Mäulern sowie Flossen an den Körperseiten und einen enormen Appetit aus. Unter den Lebewesen, die zu jener Zeit die Weltmeere bevölkerten, befand sich auch eine zuvor unbekannte Wurm-Spezies namens Timorebestia koprii. Eine Expedition des Korean Polar Research Institutes (KOPRI) in Incheon, Korea, entdeckte die fossilen Überreste von 13 Exemplaren dieser ausgestorbenen Tierart. Die Beschreibung erfolgte durch ein Forschungsteam der University of Bristol, England. Die in der Zeitschrift Science Advances veröffentlichte Studie legt nahe, dass diese Würmer die ersten Raubtiere der Erdgeschichte gewesen sein könnten.

Die Anwesenheit von Überresten kleiner Gliederfüße der Gattung Isoxys im Inneren des versteinerten Verdauungssystems von Timorebestia lässt darauf schließen, dass diese Arthropoden am Sirius-Passet häufig vorkamen und für viele Tiere dort eine Nahrungsquelle darstellten. Trotzdessen, dass diese Arthropoden lange Schutzstacheln besaßen – die nach vorne und hinten gerichtet waren – wurden sie dennoch von Timorebestia gefressen. Und zwar in großen Mengen. „Timorebestia waren Giganten ihrer Zeit. Sie standen offenbar an der Spitze der Nahrungskette“, erklärt Jakob Vinther, Paläontologe an der University Bristol. „Sie hatten als Fleischfresser eine ähnliche Bedeutung für die Ökosysteme wie Haie und Robben für die heutigen Ozeane.“

Der Wurm hatte das ventrale Ganglion. Es handelte sich um ein Nervenzentrum am Bauch. Heutzutage findet man dies nur bei Pfeilwürmern, einem Stamm kleiner Meeresräuber, die sich von Zooplankton ernähren. Deren Evolutionsgeschichte reicht mindestens 538 Millionen Jahre zurück. Die einzigartigen bauchseitigen Ganglions sowohl bei Timorebestia als auch bei Pfeilwürmern könnten ein Indiz dafür sein, dass eine verwandtschaftliche Beziehung besteht. Außerdem legt es nahe, dass der prähistorische Pfeilwurm vor sehr langer Zeit durch die Ozeane schwamm.

Diese Erkenntnis ist von Bedeutung, da bisher angenommen wurde, dass primitive Gliederfüßer, einschließlich der Anomalocarididae oder „ungewöhnlichen Garnelen“, die dominierenden Raubtiere des Kambriums waren, obwohl sie erst vor 521 bis 529 Millionen Jahren im Fossilbericht auftauchen.

Sladjan Lazic

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