Paläontologie: Als die Mammuts auf der Flucht waren

Als Elma möglicherweise von einem tödlichen Speer getroffen wurde, befand sie sich in der Blüte ihres Lebens. Sie war etwa 20 Jahre alt, ein stolzes und gut genährtes Wollmammut-Weibchen, das weit gereist war. Am Ende versorgte sie urzeitliche Jäger mit Nahrung für die kommenden Tage und moderne Paläoanthropologen mit faszinierenden Daten, denn ihre Stoßzähne haben die 14.000 Jahre seitdem in einem bemerkenswerten Zustand überstanden. Diese Zeugen aus vergangenen Zeiten sprechen von einer engen Beziehung zwischen Mensch und Tier, wie ein Forscherteam um Audrey Rowe und Matthew Wooller von der University of Alaska Fairbanks sowie Clement Bataille von der University of Ottawa im Fachjournal Science Advances berichtet.

Routen der Mammuts bestanden über Jahrtausende

Mithilfe von Isotopenanalysen haben die Wissenschaftler die Wanderungen dieses einzelnen Tieres vor 14.000 Jahren in Alaska rekonstruiert – und dabei festgestellt, dass die Menschen stets auf den Spuren von Elma waren. Die Anwesenheit von Menschen zu dieser Zeit zeigt sich durch Überreste von Lagerfeuern, Steinwerkzeugen und bearbeiteten Tierknochen. Im Gegensatz dazu konnten die Forscher die Routen von Elma und anderen Mammuts mittels der sogenannten Isotopenanalyse verfolgen. Diese Atomarten dienen als chemische Marker, anhand derer sich die Ernährung und Aufenthaltsorte von Tieren und Menschen auch nach Tausenden von Jahren bestimmen lassen.

Ob das Mammut tatsächlich Elma hieß, abgekürzt für Élmayųujey’eh, sei dahingestellt. So haben es die Mitglieder des Healy Lake Village Council genannt, dem Fundort des Mammutskeletts, der 200 Kilometer südöstlich von Fairbanks liegt. Die Ergebnisse, die das Team um Rowe präsentiert hat, beruhen jedoch auf wissenschaftlichen Untersuchungen. Demnach legte Elma in ihrem kurzen Leben etwa 1000 Kilometer zwischen Alaska und dem Nordwesten Kanadas zurück, immer verfolgt von steinzeitlichen Jägern und Sammlern.

Durch die Analyse der spezifischen Isotope im Mammutstoßzahn, die sich im Laufe der Jahre an verschiedenen Stellen des Horns ansammeln, konnten die Forscher grob abschätzen, wann sich die Tiere wo aufgehalten haben. Es zeigte sich, dass die Menschen den Routen der Mammuts folgten. Weitere Analysen an anderen Mammuten ergaben, dass Elma denselben Pfaden folgte wie ein männliches Exemplar, das 3000 Jahre zuvor in der Region gelebt hatte. Offensichtlich blieben die Routen der Mammuts über Jahrtausende hinweg bestehen, bis in der Zeit von Elma Menschen auftraten und gleichzeitig mehr Bäume wuchsen.

„Der Klimawandel am Ende der Eiszeit ließ die von den Mammuts bevorzugten offenen Flächen schrumpfen“, erklärt Co-Autor Ben Potter, Archäologe an der University of Alaska Fairbanks. Im Schutz der wachsenden Wälder konnten sich menschliche Jäger leichter den Tieren nähern und erfolgreich jagen. Es ist daher wahrscheinlich, dass Elma einer steinzeitlichen Waffe zum Opfer fiel, insbesondere weil sie in einem Jagdcamp gefunden wurde. Wie oft in der Paläontologie lässt sich dies jedoch nicht mit absoluter Sicherheit sagen.

Sladjan Lazic

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