Paläontologie: Verlorengeglaubter Krokodilschädel gefunden - Triops Galaxy

Paläontologie: Verlorengeglaubter Krokodilschädel gefunden

Das Nilkrokodil, das auch weiter südlich in Afrika beheimatet ist, zeigt eine enge Verwandtschaft mit den amerikanischen Vertretern der Gattung Crocodylus. Diese Verbindung wird nicht nur durch molekulargenetische Untersuchungen deutlich, sondern auch durch ähnliche Körperstrukturen und gemeinsame Parasiten, was auf eine afrikanische Herkunft aller vier Crocodylus-Arten hindeutet, die in der Neuen Welt leben. Ein sieben Millionen Jahre altes Fossil schließt eine wichtige Lücke im Stammbaum der Krokodile. Italienische Paläontologen konnten den verloren geglaubten Schädel aufspüren und analysieren.

Ein Krokodil aus dem späten Miozän

Kürzlich wurde ein fossiles Krokodil identifiziert, das als gemeinsamer Vorfahre des Nilkrokodils (Crocodylus niloticus) und seiner amerikanischen Schwesterarten betrachtet werden könnte. Ein Team von Wissenschaftlern unter der Leitung von Massimo Delfino von der Università di Torino und Dawid A. Iurino von der Sapienza Università di Roma hat das „fehlende Bindeglied“ in einem römischen Museum entdeckt. Es handelt sich dabei um Crocodylus checchiai, es ist ein Krokodil aus dem späten Miozän. Bereits im Jahr 1947 hatte die italienische Paläontologin Angiola Maria Maccagno diese fossile Spezies anhand eines Krokodilschädels samt Unterkiefer beschrieben, der aus der Region As Sahabi in Libyen stammte. Diese Fossilfundstelle, ungefähr 130 Kilometer südlich von Ajdabiya gelegen, bewahrt gut erhaltene Knochen verschiedener Tiere, die vor etwa sieben Millionen Jahren lebten.

Der von Maccagno beschriebene Schädel von Crocodylus checchiai galt jedoch lange Zeit als verschollen. Während des Zweiten Weltkriegs gingen drei weitere Krokodilschädel aus derselben Fundstelle verloren. Ein vierter Schädel, der im Jahr 1939 in Libyen entdeckt und 1952 von Maccagno als Crocodylus checchiai identifiziert wurde, wurde von Delfino und seinem Team im Museo Universitario di Scienze della Terra der Sapienza-Universität in Rom aufgespürt.

Dank moderner Technologie wie Computertomographie konnten die Wissenschaftler den fossilen Krokodilschädel genauer untersuchen, als es Mitte des 20. Jahrhunderts möglich war. Basierend auf diesen Untersuchungen wurde Crocodylus checchiai kürzlich in der Fachzeitschrift Scientific Reports in detaillierter Form beschrieben. Der gründlich untersuchte fossile Schädel dient nun als Referenz für die Spezies, da der ursprüngliche Schädel von Angiola Maria Maccagno nicht mehr auffindbar ist. Zukünftige Funde müssen sich an diesem Schädel messen lassen, um der Spezies Crocodylus checchiai zugeordnet zu werden.

Bei Vergleichen mit anderen Krokodilen wurde festgestellt, dass das sieben Millionen Jahre alte Fossil am stärksten den vier Krokodilarten ähnelt, die heute in den tropischen Gebieten Amerikas leben. Somit kommt das Fossil aus Libyen als möglicher Vorfahre aller amerikanischen Vertreter von Crocodylus in Betracht. Diese Vermutung wird durch die Tatsache gestützt, dass das älteste in der Neuen Welt gefundene Fossil dieser Gattung aus dem frühen Pliozän stammt und somit rund zwei Millionen Jahre jünger ist als Crocodylus checchiai. In dieser Zwischenzeit haben Krokodile der Gattung Crocodylus nicht nur westwärts nach Amerika migriert, sondern es gibt auch Fossiliennachweise dafür, dass sie in Europa, damals als Insel, existierten und schwammen, wie beispielsweise auf der Halbinsel Gargano in Apulien.

Sladjan Lazic

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